„Hanf, das kann man doch nur Rauchen?” ist der Wissensstand vieler Menschen. Große Teile unserer Gesellschaft verbinden Hanf ausschließlich mit Suchtmitteln. Was viele nicht wissen ist, dass Hanf das wahrscheinlich größte Multi-Talent in der Pflanzenwelt ist. So gehört die Hanfpflanzen in vielen Bereichen zu den Klassenbesten.
Mit diesem Artikel geben wir dir eine grundlegende Übersicht der zahlreichen Möglichkeiten der Hanfpflanze.
Übersicht
Die kleinen Samen sind wahre Nährstoffbomben und ein besonders wertvoller Teil der Hanfpflanze. Sie bestehen vor allem aus wertvollen Fetten (hauptsächlich Omega-3 und Omega-6 Fettsäuren), einem für den Menschen besonders leicht verträglichen Eiweiß, Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen. Es wird sogar behauptet, dass ein gesunder Mensch sich über Monate nur von Hanfsamen ernähren könnte, ohne einen einzigen Mangel aufzuweisen. Die beliebtesten Produkte sind geschälte Hanfsamen, Hanföl und Hanfprotein.
Darüber hinaus werden Hanfsamen auch oft Tiernahrung zugesetzt, ein bekanntes Beispiel dafür ist Vogelfutter.
Neben Lebensmitteln wird zudem das Öl der Samen als Basis für die Herstellung von Kosmetika, Farben, Lacke, Schmierstoffe und Treibstoffe verwendet.
[Bild] Hanfblütenstand der weiblichen Pflanze, aus welchem sich die Samen entwickeln
Hanfblüten sind wahrscheinlich der populärste Teil der Pflanze. Die Blüten weisen die höchste Konzentration an Cannabinoiden wie Cannabidiol (CBD) oder THC auf. Der THC-Gehalt mancher Blüten war auch Grund dafür, dass die Pflanze über Jahrzehnte verteufelt wurde. Hanfblüten ohne signifikanten THC-Gehalt sind die Basis für unzählige medizinische Anwendungen. Die Wirkungsweise der verschiedenen Inhaltsstoffe ist nicht zu hundert Prozent wissenschaftlich bestätigt. Dennoch gibt es vor allem zu CBD viele Studien und Versuche. Diese dokumentieren Erfolge in verschiedenen Bereichen wie der Schmerztherapie, Krebstherapie, bei Depressionen, Multipler Sklerose (MS), Stress, Schlaflosigkeit, Menstruationsbeschwerden und vielem mehr.
Zudem sind Hanfblüten in Lebensmitteln wie Tee, Gewürzen und Gebäcken beliebt.
Die Hanfwurzeln dringen tief in den Boden ein und können so Wasser und Nährstoffe aus tieferen Bodenschichten aufnehmen. Die tiefe Verwurzelung lockert zudem den Boden und kann den Untergrund vor Abrutschen und Erosion schützen. Ein großer Vorteil dieses dichten Wurzelwerks ist, dass es weniger Ansprüche an den Boden stellt und so fast überall wächst. Daher eignet sich Hanf als ideale Vorfrucht für den Anbau von anderen Kulturpflanzen wie beispielsweise Getreide.
Hanfblätter sind in zwei Ausführungen beliebt: getrocknet als Tee oder nikotinfreier Tabakersatz bzw. pulverisiert als Blattpulver. Darüber hinaus schmecken frische Blätter auch in Salaten oder in grünen Smoothies. Überschüssige Blätter werden oft wieder dem Boden rückgeführt und gewährleisten somit einen hohen Nährstoffgehalt im Boden.
[Bild] Schonende Trocknung der Hanfblätter für die Weiterverarbeitung
Hanffasern werden durch Entfernen der Schäbe vom Stängel der Pflanze gewonnen und sind besonders robust. Textilien aus Hanf sind wesentlich langlebiger als Baumwolle. Sogar die erste Levi’s Jeans wurde aus Hanffasern produziert. Die großen Segelschiffe der vergangenen Jahrhunderte waren mit Hanfsegeln ausgerüstet und Hanfseile sind auch noch heute aufgrund ihrer Reißfestigkeit beliebt, werden aber auch als widerstandsfähiges Verbundmaterial verwendet, wie zum Beispiel für die Rahmen der einzigartigen Bambusräder. Papier aus Hanffasern ist ebenfalls sehr widerstandsfähig und auch Zellstoffe und Schuhe sind Produkte aus den Fasern der Hanfpflanze. Hanffasern dienen darüber hinaus zur Verstärkung von Formpressteilen und ersetzen in manchen Bereichen die weit verbreiteten Carbon-Fasern. Des Weiteren werden Hanffasern auch beim Hausbau als Isoliermaterial und als Ersatz von Ziegeln und anderen Baustoffen verwendet.
Hanfschäben (oder auch Holz genannt) sind neben den Fasern in den Stängeln der Pflanze enthalten. Schäben werden als Tierstreu, zur Papiererzeugung, als Isoliermaterial und als Ersatz für Baustoffe verwendet. Zudem haben Hanfschäben großes Potenzial zur Erzeugung von Biogas, Bio-Öl und Biokohle. Darüber hinaus sorgt in den Boden eingarbeitete Biokohle für eine CO2-negative Bilanz durch die Kultivierung von Hanf.
Quellen:
Einfluss der Sorte und des Standortes bei Hanf (Cannabis sativa L.) in der Ganzpanzennutzung im semiariden Produktionsgebiet, Dipl. – Ing. Klaus Ofner, 2014
The Emperor Wears No Cothes, Jack Herer, 1996